Mit einem einzigen beteiligten Hafen ist Portugal erstmalig größter Gasexporteur in die besetzte Westsahara.
FOTO: Der Hafen von Sines, Portugal. @Wikipedia/CreativeCommons.
Ein neues Land hat die Rolle des wichtigsten Gaslieferanten in die besetzte Westsahara übernommen: Portugal. Dies ist das Ergebnis von Western Sahara Resource Watchs (WSRW) täglicher Überwachung der Schiffsbewegungen des vergangenen Jahres.
Insgesamt 14 Ladungen mit verflüssigtem Butangas fanden 2023 ihren Weg nach El Aaiún in der besetzten Westsahara. Ausgehend von der Analyse der Schiffsrouten und des Tiefgangs schätzt WSRW die Gesamtladung auf rund 36.000 Tonnen Gas, etwas weniger als im Vorjahr. Die Transporte wurden von dreizehn verschiedenen so genannten LPG-Tankschiffen durchgeführt.
Vier der Schiffe liefen im Laufe des Jahres aus dem Hafen von Sines, Portugal, aus. Nach unseren Schätzungen enthielten sie zusammen etwa 13 600 Tonnen Gas, das sind 38 Prozent der Gesamtmenge, die im Jahr 2023 in das Gebiet exportiert wurde. WSRW ist nicht bekannt, wer das exportierende Unternehmen im Terminal de Graneis Liquidos (GGL), Sines, ist.
Wie im vergangenen Jahr sind die USA weiterhin ein wichtiger Gaslieferant für die besetzten Gebiete. Die erste von WSRW beobachtete Gaslieferung aus den USA fand im April 2021 statt und die Exporte wurden seitdem fortgesetzt. WSRW geht davon aus, dass die aus den USA in die Westsahara exportierte Menge im Jahr 2023 bei etwa 10.000 Tonnen liegt, deutlich weniger als im Rekordjahr 2022, als die USA 17.000 Tonnen exportierten. Die US-Exporte im Jahr 2023 gingen von Corpus Cristi, Houston und Norfolk aus.
Auch von einem Terminal des Unternehmens BP in den Niederlanden und von der Sarlux South Refinery in Sarroch, Italien, wurden im Laufe des Jahres 2023 Ausfuhren getätigt. Die Lieferung aus A Coruña in Spanien erfolgte von einem Terminal des Unternehmens Repsol, das auf ein Schreiben von WSRW vom Februar 2022 nicht geantwortet hat.
Die Gesamtmenge des im Jahr 2023 in das besetzte Gebiet importierten Gases entsprach in etwa den Mengen der Vorjahre 2022, 2021, 2020 und 2019.
Marokko produziert kein Gas, ist aber laut Index Mundi einer der wichtigsten Importeure und Verbraucher von Butangas. Ein Großteil dieses Gases wird für den Betrieb der Besatzungsmaschinerie in der Westsahara verwendet, um die Infrastruktur und die Industrien aufrechtzuerhalten, die für die illegale Siedlungspolitik Marokkos entscheidend sind.
Das importierte Gas wird mit Tankschiffen, die speziell für den Transport von Flüssiggas (LPG) gebaut wurden, in das Gebiet gebracht.
Wie in den vergangenen Jahren zeichnen sich zwei Reedereien als Hauptverantwortliche für die Transporte aus:
Wie in früheren Jahren war auch ein Schiff der Eco-Flotte, das von der griechischen Reederei Stealth Corp betrieben wird, beteiligt. Das Unternehmen wurde am 25. April 2020 und am 5. Juni 2020 zu dieser Praxis angeschrieben, die Schreiben blieben jedoch unbeantwortet.
Die betroffenen Schiffe im Jahr 2023 sind: Coral Lacera, Eco Lucidity, Emily Kosan, Epic Borinquen, Epic Salina, Epic Sardinia, Epic Shikoku, Epic Susak, Kennington, King Arthur, Kingston, Kirkby, und Knebworth. Die Tanker sind in Italien, Liberia, Malta, den Marshallinseln und Singapur registriert.
Die obige Liste zeigt die Häfen, aus denen das Gas nach Angaben von WSRW exportiert wurde, gibt aber nicht die tatsächliche Herkunft des Gases wieder.
Ein großer Teil des Gebiets der Westsahara wird seit 1975 von Marokko illegal besetzt.
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